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-12.04.2018-

Heute geht es in die Ukraine um Innas Familie zu besuchen und das zu einem besonderen Anlass,  Innas Mutter Luba wird 85 und meine Schwägerin Olga, 60 und ein paar Tage nach unserer Abreise wird Igor, Innas Bruder, auch noch 60. Aber alles von Anfang an…

Um 22:20 Uhr geht es los. Im Vorfeld haben wir Klamotten, Proviant und Mitbringsel für mehrere Wochen ins Auto verstaut .

Die Fahrt war teilweise turbulent, angefangen hat es mit einer Vollsperrung der A2,  was uns den direkten Weg auf die Autobahn verwehrt,   also einen Umweg über die Dörfer. Inna zu diesem frühen Zeitpunkt schon sichtlich  genervt, ich und Oleg sehen das noch locker.

Tja dann gab es einen Wolkenbruch der es in sich hat, Sichtweite geschätzte 20m und wir mussten AUF DER AUTOBAHN mit 40km/h kriechen. Ok soweit so gut das Wetter bessert sich wieder wir kommen sehr gut voran. Dann wird es schon ärgerlicher, das Navi schickt uns nicht über Dresden nach Polen, sondern über Cottbus. Das heißt 90 km Betonplatten Autobahn vom feinsten… Aus dem Zustand der Autobahn könnte man schließen das diese noch aus den 1930er ist und nur unwesentlich ausgebessert wurde. Ich und Inna haben Kopfschmerzen und Oleg Rückenschmerzen, also eine Autobahn die jedem seinen Spaß bringt.

Auflockerung nach der Holperfahrt

Die nächsten 800 km spulen wir gut ab und Oleg ist am Steuer. Jetzt die Grenze von Polen zur Ukraine, da kann alles passieren, überraschender weise waren wir nach 50min durch, ein neuer Rekord . Und dann kam der Horror,  nein nicht die Straßen die kenne ich mittlerweile und auch nicht die manchmal gefährliche Fahrweise der Ukrainer, nein unser Navi hat uns mal wieder im Stich gelassen, zum 2. Mal. Naja vielleicht hätten wir auch selber das Hirn einschalten können. Egal, auf jeden Fall hat uns das Navi direkt in die Innenstadt von Lviv gesteuert und aufgrund der schlechten,  total überfüllten Straßen,  plus einer Baustelle die uns Kreuz und quer durch die Stadt führte, haben wir sage und schreibe 1,5 Stunden gebraucht um wieder aus Lviv zu finden. Man muss dazu sagen, die Umgehungsstrasse, die wir eigentlich fahren sollten, hätte uns in 10 min um die Stadt herum geführt.

Aber wir haben es dann doch noch nach 17 Stunden Fahrt geschafft,  bei Igor und Olga  anzukommen. Innas Mutter war auch schon da. Olga war der Meinung sie hätte uns viel zu wenig zu Essen gemacht, da war wieder die typisch ukrainische Gastfreundlichkeit nicht zu übersehen. Nach einem üppigen Mahl und dem obligatorischen Vodka, geht es noch 60km nach Kopytschynzi

Mit einer Person mehr wird es gemütlich

Auch wenn die Straßen immer noch ziemlich schlecht sind, sind sie im Gegensatz zu 2016, als ich das erste Mal in der Ukraine war, schon erheblich besser. Die riesen Schlaglöcher sind mehr oder minder gut ausgebessert worden und die teils erheblichen Asphaltwülste sind abgefräst.

Nach der Ankunft wurden die Klamotten verstaut, ein wenig gequatscht und dann nach gut 24 Stunden auf den Beinen ab ins Bett,  der lange Tag fordert seinen Tribut.

– 14.04.2018 –

Nach dem wir mehr (ich) oder weniger (Inna) ausgeschlafen haben, wird gefrühstückt. Wir machen uns langsam für die Geburtstagsfeier von Luba und Olga fertig. Inna ist sichtlich gestresst, aber wir schaffen es dann doch noch, nicht ganz so pünktlich, los zu kommen. Bei blauem Himmel und 24 Grad geht es zurück nach Ternopil.

Igor und Olga warten schon auf uns, schnell mein Auto auf einen überwachten Parkplatz abgestellt und dann geht es mit dem Taxi zum Restaurant Maxim.

Das Restaurant liegt wunderschön direkt am See. Bei dem genialen Wetter heute ist es noch ein Stückchen schöner.

Die Vorspeise ist angerichtet

 Bevor die restlichen Gäste eintreffen, machen wir noch draußen ein Fotoshooting.

Die beiden Geschwister mit der Mutter

Jetzt geht aber die Feier los, die restliche Verwandtschaft und der Freundeskreis ist eingetroffen.  Nun wird ordentlich gegessen und getrunken. Ich stelle noch ein paar Bilder ein und melde mich morgen wieder.

Kommilitonin aus Innas Studienzeit
Vodka, Vodka und ein wenig Whiskey da steigt die Stimmung

Innas Rede für die Mutter und die Schwägerin. Trotz Nervosität, souverän durchgezogen
Schwager unter sich

– 15.04.2018 –

Mir geht es nach dem letzten Abend nicht so überragend. Als die Feier gegen 12 Uhr zuende  war und wir mit Taxi wieder zu Igor und Olga gefahren sind, haben Inna, Igor und ich noch bis halb drei in der Küche gesessen, gequatscht und noch den ein oder anderen Vodka zu den Resten des Buffets getrunken. Wobei ich habe mich dann irgendwann ausgeklinkt, nachdem ich angefangen habe die Augen zu verdrehen.

Frühstück nach ukrainische deftiger Art. Dem Nachfeier vodka durfte ich mich nicht widmen, da ich zum Glück noch fahren mußte

Oleg ist gestern Abend dann nach der Feier verschollen, er ist noch mit seinem Kumpel weiter gezogen. Da wir weiter nach Laniwzi fahren wollen, um das Grab von Innas Vater zu besuchen, haben wir dann Oleg in der Stadt aufgelesen (sichtlich angeschlagen).

Wieder bei herrlichen Wetter,  60km nach Laniwzi den Friedhof und die „Sommerresidenz“ besucht. Dann wieder zurück 120 km nach Kopytschynzi. Mit Zwischenhalt in Ternopil, um Oleg wieder abzusetzen. Gegen halb neun Uhr Abends waren wir wieder zurück. Um geschafft ins Bett zu fallen.

– 16.04.2018 –

Heute wird gearbeitet, Garten aufräumen, Blumenbeete vom Unkraut befreien und für den Sommer vorbereiten.

Bäume sind beschnitten, Unkraut gejähtet. Hof sauber gemacht. Inna und ich sind fertig, wir sind es doch nicht mehr gewohnt. Habe sogar Blasen an den Fingern . Na so ist das nunmal als harter Mann, keine Schmerzen zeigen.

Zwischendurch gönnen wir uns auch mal eine Pause, mit dem Geburtstagskuchen meiner Mutter

Zu guter letzt hat sich der Baumschnitt doch noch gelohnt und wir wurden für die Arbeit belohnt….

Jetzt zeigen wir noch Luba unsere Aida Reise und unser Hochzeitsvideo. Dann lassen wir den Tag langsam enden. Morgen wird es nochmal interessant, da wird der Garten umgepflügt und die Saat ausgebracht.

17.04.2018 – 

Heute sind wir mit einem riesigen Muskelkater aufgewacht und sind noch nicht so richtig fit, tja man wird nicht jünger und so als Schreibtischtäter macht das die Sache auch nicht besser. Gut aber erstmal deftig frühstücken mit Kartoffeln und was da noch so zugehört. Ich halte mich ein wenig zurück

Während draußen schon kräftig gearbeitet wird und der Garten umgegraben wird, hängen wir noch ein wenig durch.

Jetzt aber Attacke und den Garten bestellen.

Wir haben noch einen Gartenschlauch gekauft , was zu einem Kleinkrieg mit der Schwiegermutter führte, da sie der Meinung ist das wäre zu teuer,aber bevor wir das Wasser in Eimern hinschleppen…

Alles ausgesät und gewässert, jetzt können wir zum ruhigen Teil des Tages übergehen und ein wenig entspannen.

– 18.04.2018 – 

Heute war ein ruhiger Tag, ein wenig ausruhen und auf die Rückfahrt vorbereiten. Abends haben wir noch Innas Freundin Natalia besucht.

– 19.04.2018 – 

Es geht zurück nach Hause. Nachdem wir gestern noch bis 0:30 Uhr Sachen gepackt haben, können wir heute entspannt Proviant für die Fahrt fertig machen und dann geht es mit Zwischenstopp beim Basar und Igor zurück nach Deutschland.

Sachen sind gepackt. Es kann losgehen…

Um 7 Uhr aufgestanden alles fertig gemacht und um 9 Uhr sind auf Richtung Ternopil  soweit alles gut. Innas Mutter muss zur Kontrolluntersuchung ins Krankenhaus, also bringen wir sie dort vorbei. Igor wartet schon mit Geschenken für mich und Oleg, da wir demnächst Geburtstag haben. Jetzt aber ab zum Basar die Zeit rennt, wir wollen um 12 Uhr wieder bei Igor sein.

Als wir angekommen waren die Kirschbäume noch kahl…
Basar in Ternopil. Ein riesiger Mark wo man so ziemlich alles kaufen kann.
Taschen sind voll mit Keksen, Süssigkeiten und Klamotten

 

Als wir am Basar waren haben wir die Nachricht von Igor bekommen das wir erst später bei ihm seien sollen weil er noch mit der Mutter zu einem anderen Arzt muß.

Gesagt getan, wir waren dann gegen 14:30 Uhr bei ihm und wie immer gab es einen reichhaltigen Snack zum Abschluss.

Abschieds Imbiss bei Olga und Igor

Jetzt aber los, es ist schon 16:30 Uhr, wir müssen schließlich noch ca. 17 Stunden fahren. Wir verabschieden uns von allen und machen uns auf Richtung Grenze.

An der Grenze ist es ungewöhnlich voll, was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen wir werden eine laaange Zeit an der Grenze verbringen.

nach 4 Stunden haben wir es dann tatsächlich an die ukrainische Zollabfertigung geschafft. Aber es geht nicht weiter alles staut sich bis zur polnischen Grenzabfertigung. Als wir endlich am polnischen Zoll sind können wir schon sehen warum sich alles staut. JEDES Auto wird stark kontrolliert, d.h. ALLE Gepäckstücke raus, Motorraum, Holme und was es noch für Verstellmöglichkeiten gibt, wird überprüft. Tja jetzt bekommen wir langsam Panik, auch wenn wir kaum zuviel Zollgut mit haben, hat uns Innas Mutter und Igor doch so das ein oder andere Stück Fleisch und Zigaretten zuviel mitgegeben. Da wir keine Möglichkeit haben die Sachen noch „verschwinden zu lassen“ müssen wir da jetzt durch.

Dann kam es wie es kommen mußte, wir sind dran, alles vorher Tetrismäßig verstaute Gepächstück muss raus. Alle Taschen werden kontrolliert. Da wir die paar Stücken Wurst und das eingekochte Fleisch in der Kühltruhe hatten, war es für den Zollbeamten ein leichtes dies zu finden. Gute 5 KG Wurst und eingemachtes mussten wir direkt an der Grenze, schön säuberlich in einer kleinen Tüte (damit der Zollbeamte dies auch gleich nach Hause nehmen konnte) „entsorgen“. Ok wir dachten das wars und wir müssen eine Strafe zahlen und können weiterfahren. Weit gefehlt, jetzt ging es erst richtig los. Die höhe der Strafe kann der Zollbeamte nicht bestimmen und wir müssten eh ein zweites mal kontrolliert werden *kotz*. Aber da ich ja EU Bürger bin kann die Strafe auf Rechnung erfolgen (stimmt im nachhinein so nicht).

Gut alles wieder zusammenpacken, die Autos hinter uns bereuen es schon das sie sich in der selben Reihe wie wir angestellt haben 😉 und wir fahren zu einem benachbarten eingezäunten Parkplatz wo schon 15 andere, meist Polen und Ukrainer, vor uns warten.

Hier gibt es eine Garage wo immer zwei Autos kontrolliert werden. Pro Auto kann man zwischen 20 Minuten und 1 Stunde rechnen. Ok das wird eine lange Nacht. Ab ca. 4:30 Uhr geht nichts mehr, ich denke die Zöllner machen jetzt erst mal Pause, so langsam wird man aggressiv. Um 8:30 Uhr geht es langsam weiter, wir haben noch das ein oder andere vorsorglich auf der Toilette entsorgt. Auf der Toilette haben sich Stangen und Berge von Zigaretten, Alkohol und Fleisch getürmt. Auch auf dem Parkplatz waren überall weggeschmissene volle Zigarettenschachtel zu finden.

Tja dann sind wir dran, so ein wenig mulmig ist uns schon, da wir wissen das wir noch ein wenig zu viel dabei haben. Ok wir fahren in die Garage, ein Zollbeamter kommt und sagt uns ein wenig barsch „Baggage out“ zeigt auf ein Metalltisch und verschwindet, der ist schon mal richtig gut drauf. Ok, wir die gesamten Gepäckstücke auf den besagten Metalltisch gepackt, die Türen und Motorhaube zur weiteren Inspektion geöffnet und dann gewartet. Der Fahrer des weiteren ukrainischen Fahrzeuges, welches inspiziert wird, sieht unsere Stange Zigaretten und schaut mich an un verdreht die Augen und sagt „Puhhh“, ok wir hätten wohl die paar Zigaretten zuviel auch wegschmeißen sollen. Nach gefühlten 10 Minuten kommt dann der Beamte, gefolgt von einem weiteren, wieder in die Halle und fängt an die beiden Autos zu inspizieren. Es wird in jedem möglichen Versteck gesucht, die Holme und Verkleidungen werden abgeklopft. Dann werden die Taschen inspiziert, alles wird durchsucht. Als er die Stange Zigaretten sieht dachte ich schon, na das war es jetzt, aber er hat dann drumherum gesucht und nichts gesagt. Zu seinem Kollegen hat er dann sowas gesagt wie „…Na die sind ja bescheiden…“ wahrscheinlich auf die Menge des „Schmuggelgutes“ gesehen. Ok wir dürfen wieder alles einpacken und rausfahren. Er sagte uns wir sollen draußen die Rechnung für die Strafe abholen und dann bekommen wir unsere Pässe wieder. Super endlich durch nach 20 Stunden…dachten wir.

Weitere 6 Stunden mußten wir noch auf unsere Rechnung warten und das obwohl nur 6 Leute vor uns waren. Im Vorfeld kam es dann auch noch zum Streit zwischen den Wartenden, ein leicht alkoholisiertes Pärchen, war der Meinung es wäre früher dran und in Folge dessen kam es zum Gerangel zwischen den Beteiligten. Die vorbei gehenden Zöllner schien das Geschrei und Gerangel nicht zu interessieren.

Die Dame an der Rechnungsstelle ist nicht unbedingt die schnellste, aber dafür ist sie umso mehr genervt, was allerdings auch nachvollziehbar ist. Sie muss von den Dokumente sich Kopien machen, 2 – 3 verschiedene Stempel pro Dokument draufklatschen und dann noch mit den genervten „Schmugglern“ diskutieren. Aber zur Diskussion kommt es erst gar nicht, Inna und ich rein in das kleine Büro und sie sagt wir müssen in Bar und in Zloty bezahlen. Auch das wir ihr erzählten, das der Kollege uns gesagt hat, ich als EU Bürger kann das auch Zuhause überweisen,hat sie nicht interessiert.

Wir wieder raus und mussten über das halbe Zollgelände laufen um eine Wechselstube zu finden. Geld getauscht und wieder zurück, ZUM GLÜCK haben uns die weiteren Wartenden wieder vor gelassen, ohne großartig zu nörgeln.

Tja und dann haben wir nach 26 Stunden endlich unsere Papiere und die Strafe von 75€ in der Hand und wir können weiterfahren….jetzt noch ca. 14 Stunden Fahrt, über Marburg, da liefern wir Oleg ab und wir sind zu Hause.

Wir gönnen uns in Polen nach der Tortur an der Grenze erst einmal was zu Essen. Alles mitgenommene Essen ist schon lange alle…
Inna ist total fertig…kein Wunder

Die sonne geht schon wieder auf und wir sind im Harz, jetzt nur noch 1 Stunde Fahrt

Kurzentschlossen haben wir uns überlegt (ich habe ja mittlerweile Geburtstag) wir fahren noch zu meinen Eltern zum Frühstück. Danach dann wie Zombies nach Hause, die Odyssee hat ein Ende.

Das nächste mal werden wir wohl nicht mehr mitnehmen als Erlaubt….

 

 

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